19.6.07

Einkommensschere im Kopf

Eine rätselhafte Meldung des Bayerischen Rundfunks brachte Guido Watermann heute ins Grübeln:

13:00 Uhr: Einkommensschere in Deutschland geht weiter auseinander
Berlin: Die Schere zwischen Spitzen- und Geringverdienern in Deutschland ist in den vergangenen Jahren weiter auseinander gegangen. Das geht aus einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, hervor. Demnach verdienten Spitzenkräfte im Jahr 2005 mehr als 3-mal so viel wie die Beschäftigten mit den niedrigsten Löhnen. In Frankreich, Japan, Schweden und den Niederlanden hat sich die Lohnschere dagegen kaum geöffnet (...) (Quelle: www.br-online.de)

Herr Ackermann verdient also mehr als dreimal so viel wie Guido Watermann? Das will dieser gerne glauben. Aber das kann, dachte sich Watermann, nicht der Kern der Nachricht sein. Etwas Recherche förderte eine andere Meldung zutage, die auf derselben AP-Meldung basiert:

Danach verdienten Spitzenkräfte im Jahr 2005 im Schnitt 3,1 mal so viel wie die 10% mit den niedrigsten Löhnen. (Quelle: www.finanznachrichten.de)

Ein Ackermann auf zehn Watermänner? Oder umgekehrt? Erst ein Blick auf die Original-Pressemitteilung nennt die Bezugsgröße:

Trotz dieses allgemeinen Trends sind die Unterschiede zwischen den OECD-Ländern und selbst zwischen den EU-Ländern beachtlich. So hat sich zwischen 1995 und 2005 in Frankreich, Finnland, Japan, Schweden, und den Niederlanden die Lohnschere kaum geöffnet. In Spanien und Irland sind im gleichen Zeitraum die Löhne für Geringverdiener sogar schneller gewachsen als für Spitzenkräfte. In Deutschland hingegen ist das Einkommensgefälle deutlich stärker als in der Mehrheit der OECD-Länder gestiegen. So verdienten die höchstbezahlten zehn Prozent der Arbeitnehmer im Jahr 2005 im Schnitt 3,1 mal so viel wie die zehn Prozent mit den niedrigsten Löhnen. Im Jahr 1995 war es nur 2,8 mal so viel. (Quelle: www.oecd.org)

So ist das mit dem Redigieren.

1 Kommentar:

Harry hat gesagt…

Ja, Recherche ist immer gut, besonders bei einer blendenden :-) Pressemitteilung.