16.7.05

Wässrige Vision mit Anforderungen


„Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“, soll Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt einmal gesagt haben. Was aber, wenn einer „wässrige Visionen“ hat? Noch dazu welche „mit Anforderungen“, wie die Leipziger Volkszeitung am 15. Juli schreibt? Rätselhafter, schlüpfriger Osten! Der metaphernverliebte Autor lässt dann auch noch eine Landschaft eine Seenplatte in den Schatten stellen – da wird es rasch kühl:

„Borna. Sachsen im Jahr 2020. Die Seenlandschaft im Südraum Leipzig hat die Mecklenburger Seenplatte längst in den Schatten gestellt. An den Ufern der Tagebaurestseen sind Hotels und Ferienanlagen gen Himmel geschossen.“

... und weg sind sie. So ist das mit Visionen!

„Der Freistaat hat sich mit der Einnahmequelle Tourismus komplett saniert. Eine Vision, die nicht ausschließlich Träumerei bemimt.“

Hier leidet die Verständlichkeit doch ein wenig. Nicht ausschließlich Träumerei bemimt?? Gebannt folgen wir der Erläuterung:

„(...) Alles Zukunftsmusik. Zunächst wird sich die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) darauf konzentrieren, Investoren für eben jene visionäre Hotel- und Erholungsmetropole zu gewinnen.“

Jetzt ist es die Metropole selbst, die visionär ist – immer noch besser als ein visionärer Staatssekretär.

„Im Klartext: Um die Erledigung des Verwertungsauftrages der LMBV zu erleichtern, wurde das Eckpunktepapier erarbeitet, das die Übernahme der Bergbauseen durch den Freistaat vorsieht (die LVZ berichtete).“

Ach so. Gut, dass es den Klartext gibt, sonst würden wir gar nichts verstehen! Außerdem gibt es hier scheuchende Lasten:

„Die Unterhaltungslasten für die Gewässer hatten Investoren bislang verscheucht. Die trägt dann der Freistaat.“

Die Investoren nämlich. Das hatten wir uns in Sachsen ohnehin so vorgestellt. Das Ganze ist

„(...) aus Sicht des Staatssekretärs eine "der besseren Möglichkeiten, möglichst viele private Gelder und Investoren in die Region zu ziehen." Und es habe freilich nichts damit zu tun, dass sich "der Freistaat Seegrundstücke in 1a-Lage sichern will", so Habermann mit einem Augenzwinkern.“

Also doch!

Keine Kommentare: